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Grachten, Blumen, Sex: 11 Reisetipps für Amsterdam

Amsterdam hat viel zu bieten. Touristen können die Stadt am besten zu Fuß, auf dem Rad oder bei einer Grachtenfahrt erleben. Ausflüge ins Umland lohnen sich.

Es gibt in Europa wohl kaum eine liberalere Stadt als Amsterdam. Wer dort in einem Coffee-Shop einen Joint rauchen will, darf das tun.

Auch sonst ticken die Uhren in der niederländischen Hauptstadt anders: Vorhänge kennen die Einwohner eher selten, ein Blick ins Wohnzimmer macht ihnen nichts aus.

Was Sex angeht, gehen sie ganz unverkrampft mit dem Thema um: sowohl in Bezug auf die Theorie (Sexmuseum) als auch in der Praxis (im Rotlichtviertel, das als Touristenattraktion bekannt ist).

Ich habe mir Amsterdam 2014 angeschaut – und festgestellt, dass die Stadt einiges zu bieten hat: Natur, Kultur, Flair, Weltoffenheit und Spaß…

Tipp 1: Grachtenfahrt

Wer Amsterdam zu Fuß erkunden will, hat beste Voraussetzungen dafür. Es gibt keine Anstiege, das Zentrum ist relativ kompakt, die Straßen sind übersichtlich angeordnet.

Wer nicht so viel spazieren gehen kann oder will, kann sich auch ein Fahrrad leihen in Amsterdam. Davon gibt es dort wahrlich genug. Ein Pflichtprogramm ist überdies eine Bootsfahrt durch die Grachten, die Kanäle der Stadt.

Vom Wasser aus erlebt man die Stadt aus einer ganz anderen Perspektive – auf eine entschleunigende und entspannte Art und Weise, gespickt mit zahlreichen Informationen, die in mehreren Sprachen, auch auf Deutsch, aus dem Kopfhörer kommen.

Egal, ob man sich für die „100 Highlights“-Tour entscheidet, die „Harbour Cruise“ durch den Hafen bucht oder sich für eine Themenfahrt (Dinner Cruise, Cheese Wine Cruise, Cocktail Cruise, Pizza Cruise) begeistern kann: Ein Erlebnis ist eine Grachtenfahrt in Amsterdam immer.

Tipp 2: Farbenpracht auf dem Blumenmarkt

Wer mit einer Kanalfahrt nicht so warm wird, kann in Amsterdam auf festgemachten Booten einiges erleben. Auf dem „drijvenden Bloemenmarkt“, einem „treibenden Blumenmarkt“. Aus meiner Sicht ebenfalls ein Pflichtbesuch.

Holland ist weltweit bekannt für seine Vielzahl an tollen Blumen und Pflanzen. Auf dem Blumenmarkt bekommt man sie als Setzlinge oder bereits stolz gewachsen.

Weil er heutzutage ein Touristenmagnet ist, ist das Sortiment dementsprechend ausgerichtet. Man bekommt Zier-, Schnittblumen, Blumenzwiebel und Souvenirs. Zu letzteren zählen etwa die süßen holländischen Holzschuhe und vieles mehr.

Der „Bloemenmarkt“ liegt auf dem Singel Kanal, zwischen dem Königsplein und dem Muntplein, etwa 230 Meter vom Rembrandtplein entfernt. Geöffnet hat er Montag bis Samstag von 9 bis 17.30 Uhr, sonntags von 11.30 bis 17.30 Uhr.

Tipp 3: Natur pur im Vondelpark

Wer gerne mitten in der Stadt, aber dennoch in der Natur spazieren geht, ist im beliebtesten Park Amsterdams richtig: dem Vondelpark.

Dort gibt es einen großen Spielplatz, zahlreiche Restaurants und Cafés wie das berühmte „Blauwe Theehuis“ oder das „Groot Melkhuis“.

Auf einer Open-Air-Bühne („Openluchttheater“) finden in den Sommermonaten kostenlose Musik-, Film-, Tanz- und Kabarettaufführungen statt. Auch für Kinder.

Der 47 Hektar große Vondelpark ist bei Einheimischen wie Touristen beliebt. Er befindet sich nahe dem Rijksmuseum und erstreckt sich vom Amstelveenseweg bis zur Stadhouderskade.

Man kann sich auch Inline-Skates ausleihen, mit dem Fahrrad durchs Grün rauschen oder sich schlicht auf großen Wiesen die Sonne ins Gesicht scheinen lassen.

Ebenso empfehlenswert ist ein Abstecher in den Rosengarten, der mit rund 70 verschiedenen Sorten ein Erlebnis für alle Sinne darstellt.

Tipp 4: Kunst, Kultur, Geschichte

Kunst- und Kulturfans werden in Amsterdam wahrlich auf ihre Kosten kommen. Wer sich ausgiebig Zeit nimmt, kann zwischen zahlreichen Museen wählen.

Zu den meist besuchtesten Einrichtungen zählen neben dem staatlichen Rijksmuseum (täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnetes Kunstmuseum mit Gemälden, Fotografien, Druckwerken; Eintritt: 17,50 Euro), dem städtischen Stedelijk Museum (täglich von 10 bis 18 Uhr, freitags bis 22 Uhr geöffnetes Museum samt zeitgenössische Kunst mit Gemälden, Skulpturen, Fotografien, Grafiken; Eintritt: 15 Euro) auch das Anne-Frank-Museum.

Im „Anne Frank Huis“ hatten sich zwei jüdische Familien zwei Jahre lang vor den Nazis versteckt. Darunter war Anne Frank, die im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen starb. Ihr berühmtes Tagebuch schrieb sie in diesem Haus in Amsterdam.

2014 waren die Warteschlangen noch recht lang vor dem kleinen Haus. Was uns von einem Besuch abhielt. Inzwischen kann man das Museum von 9 bis 15.30 Uhr nur noch mit einem Online-Ticket mit einem Zeitfenster besuchen. Die Preise: 9,50 Euro für Erwachsene, 5 Euro für 10 bis 17-Jährige, U10-Kinder zahlen nichts.

Danach geht es auch ohne Online-Ticket. Geöffnet hat das Museum im Sommer täglich von 9 bis 22 Uhr, im Winter von 9 bis 19 Uhr (samstags bis 21 Uhr).

Wir haben uns für einen Besuch im Van-Gogh-Museum entschieden. Der Eintritt kostet 17 Euro, mit Multimedia-Tour 22 Euro. Kinder und Jugendliche dürfen kostenlos hinein. Geöffnet hat das Museum täglich von 9 bis 17 Uhr, freitags bis 22 Uhr. Ein durchschnittlicher Besuch dauert etwas mehr als eine Stunde.

In der Ausstellung zu sehen sind viele Highlights des niederländischen Malers, darunter sein weltbekanntes „Schlafzimmer“, ein Selbstproträt mit Strohhut und ein Weizenfeld mit Krähen.

Wie bei allen Touristen-Attraktionen bietet es sich auch im Van-Gogh-Museum an, ein Online-Ticket zu kaufen. Wer also weiß, dass er zu einer bestimmten Zeit (volle Stunde) am Museum sein kann, kann die Warteschlange vermeiden und direkt hinein gehen.

Tipp 5: Überraschendes im Jordaan-Viertel

Idylle pur herrscht im Jordaan-Viertel, das reiche Menschen einst für ärmere Bevölkerungsschichten angelegt hatten. Es besticht durch begrünte Hinterhöfe, tolle Häuserfassaden und allerlei Skurriles.

So lohnt es sich zum Beispiel, immer wieder den Blick nach oben zu richten. Da baumeln schon einmal von Zeit zu Zeit Schuhe über den Köpfen. Aufgehängt an einem Seil.

Das Jordaan-Viertel beginnt westlich des Hauptbahnhofes, an der Brouwersgracht. Der Kern befindet sich zwischen Prinsengracht und Leidesgracht.

Wer es „touristischer“ mag, sollte sich nördlich der Rozengracht bewegen. Im Süden jedoch ist es viel ruhiger und heimeliger. Da fühlt sich Kater Karel auf dem Fenstersims einer Wohnung sichtlich wohl.

Tipp 6: Religiöses in „De Oude Kerk“

Die „alte Kirche“, also De Oude Kerk, macht ihrem Namen alle Ehre. Sie wurde um 1250 errichtet und ist damit die älteste Kirche in Amsterdam. Mehr noch: Sie ist sogar das älteste Gebäude der Stadt.

Heute liegt sie am Rand des Rotlichtviertels auf dem Oudekerksplein. Geöffnet hat sie Montag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr, Sonntag von 13 bis 17.30 Uhr. Tickets für Erwachsene kosten 7,50 Euro, für Studenten 5 Euro; für Senioren ist der Eintritt frei.

Zu Zeiten der Reformation wurde ihr ursprüngliches Interieur zerstört. Die handbemalte Holzdecke ist aber bis heute erhalten. Aus dem 16. Jahrhundert stammen einige der bleiverglasten Fenster.

Neben der „Oude Kerk“ gibt es in Amsterdam für Religios-Interessierte zahlreiche weitere Kirchen: Eine Übersicht findet sich hier.

Die touristischste aller Kirchen in Amsterdam ist De Nieuwe Kerk, die „neue Kirche“. In ihr gaben sich der damalige Prinz Willem-Alexander (heute König der Niederlande) und seine Máxima das Ja-Wort. Der Eintritt ist happig: 16 Euro für Besucher ab 12 Jahren.

Tipp 7: Weitblick von der Dachterrasse des Hilton-Hotels

Rooftop-Bars sind in jeder Stadt eine gute Möglichkeit, sich einen Überblick zu verschaffen. In Amsterdam eignet sich für einen tollen Ausblick vor allem die Dachterrasse des Double Tree by Hilton-Hotels.

Dieses bietet seinen Gästen, aber auch Besuchern, nahe dem Hauptbahnhof eine spektakuläre Sky-Lounge samt Terrasse.

Auf der einen Seite liegt einem die Innenstadt von Amsterdam zu Füßen, auf der anderen Seite ist es der Hafen.

Selbst wer nur einen Blick auf Amsterdam erhaschen will, ohne etwas zu trinken, wird nicht zurückgewiesen. Wenngleich es sich durchaus lohnt, bei einem Getränk zu verweilen.

Tipp 8: Schlüpfrige Einblicke im Rotlicht-Viertel

Rotlicht-Viertel zählen nicht zu jenen Orten, an denen ich mich gerne aufhalte. In Amsterdam hingegen ist es ein Erlebnis, sich diesen Bezirk – von den Einheimische „Rossebuurt“ genannt – mitten in der Stadt anzuschauen.

Unzählige Touristen tummeln sich zwischen Hauptbahnhof und Nieuwmarkt bei Einbruch der Dunkelheit und weit darüber hinaus. Leicht bekleidete Damen preisen sich und ihre Dienste an – in rot-gesäumten Schaufenster stehend.

Doch Obacht: Das Fotografieren dieser Frauen ist strengstens verboten und kann vor Ort zu Problemen führen. Also es entweder bleiben oder sich nicht erwischen lassen (Anmerkung: Die Gesichter der Damen auf meinen Fotos sind aus diesem Grund verfremdet!).

Es ist einfach nur herrlich zu beobachten, wie schüchterne Männer in aller Öffentlichkeit Verhandlungen führen und dann mit den Damen in den Räumen verschwinden.

Neben den Bordellen – Prostitution ist in Holland legal – finden sich in dem Viertel freilich auch Häuser, in denen Peep-Shows stattfinden, Museen ihre Pforten öffnen und Sex-Shops ihre Waren feilbieten.

Wer mit kleinen Kindern in Amsterdam unterwegs ist, sollte den Stadtteil besser meiden. Erwachsene hingegen werden aus dem Schmunzeln nicht mehr herauskommen – vor allem in der Zeit zwischen 23 und 3 Uhr.

Vor Taschendieben sollte man sich in dieser lebhaften, teils extrem überfüllten Gegend selbstredend in Acht nehmen. Ansonsten gilt das Rotlichviertel als relativ sicher, zumal dort viel Polizei und private Security unterwegs ist.

Wer schließlich genug gesehen hat, findet in den umliegenden Gassen ausreichend Möglichkeiten, einzukehren – zum Essen und Trinken, versteht sich.

Tipp 9: Interessante Informationen im Sexmuseum

Sündig geht’s weiter: In der Straße Damrak beheimatet, wartet das älteste Sexmuseum der Welt auf seine Besucher. Es beinhaltet Skulpturen, Gemälde, Fotos, Videos und Objekte.

Es zeigt, wie weltoffen und freizügig die Niederländer sind. Auf drei Etagen erfahren die Gäste viel über den Umgang mit Sexualität auf der ganzen Welt.

Venustempel Sexmuseum Amsterdam Niederlande Holland

Das Sexmuseum in Amsterdam ist einen Besuch wert. Foto: Oliver Heider

Egal, ob man schmunzelnd durch die Räume geht oder sich ernsthaft mit dem Thema auseinander setzen will: Ein Besuch lohnt sich definitiv!

Jährlich besichtigen es mehr als eine halbe Million Menschen. Der Eintritt kostet 4 Euro und ist erst ab 16 Jahren erlaubt. Geöffnet hat das Museum von 9.30 bis 23.30 Uhr.

Tipp 10: Idyllischer Tagesausflug mit dem Bus ins Umland

Wer sich das Umland von Amsterdam anschauen will, kann dies für den Spottpreis von 10 Euro per lokalem Bus tun. Wer vorab online ein Ticket kauft, zahlt nur 9 Euro.

Mit dieser Tageskarte lassen sich die Orte Volendam, Marken, Edam, Monnickendam, Purmerend und Broek in Waterland erreichen. Man darf so oft umsteigen, wie man will, sollte sich aber zuvor auf dem Linienplan informieren und zwei, maximal drei Gemeinden auswählen. Aus Zeitgründen.

Wir haben uns damals dazu entschlossen, durch Volendam lediglich durchzufahren und stattdessen Marken und Edam zu besichtigen. Mit der Buslinie 315.

Marken ist eine Halbinsel im Markermeer. Sie ist 3,3 Kilometer lang, 1,7 Kilometer breit, hat weniger als 2000 Einwohner und eignet sich bestens für Spaziergänge.

Zu sehen gibt es dort für die jährlich mehr als eine Million Touristen liebliche Holzhäuser mit weißen Giebeln und Fensterrahmen, einen kleinen Hafen, ein paar Cafés. Besucher dürfen in einzelne Häuser einen Blick werfen – gegen eine kleine Spende, versteht sich.

Wer etwa zum 1839 erbauten Leuchtturm hinaus will, muss entweder gut zu Fuß sein. Oder mietet sich für 4 Euro je Stunde (14 Euro pro Tag) ein Fahrrad.

Im Juli und August empfiehlt sich eine Reservierung. Anstrengend ist das Radeln nicht: Berge sind ja in diesem Flachland nicht vorhanden.

Unseren zweiten Stopp machen wir in Edam. Genau: in der Heimat des weltbekannten Käses. Eine touristische Version des traditionellen Käsemarkts gibt es in Sommermonaten Juli und August mittwochs von 10.30 bis 12.30 Uhr.

Dort, wo mehr als 400 Jahre lang der historische Käsemarkt stattfand, steht heute die „Kaaswaag“. In dem Gebäude zeigt eine Dauerausstellung, wie Käse hergestellt wird. Selbigen kann man dort auch verkosten und kaufen – täglich von 1. April bis 31. Oktober.

Doch auch, wem der Käse Wurst ist, bekommt holländische Idylle pur zu sehen: kleine Gässchen mit niedlichen Häusern, einen Bach, kleine Cafés und Restaurants.

Tipp 11: Günstige Anreise und zentrale Unterkunft

Wer einen mehrtägigen Kurztrip nach Amsterdam machen will, muss dafür nicht viel Geld in die Hand nehmen. Die Fluggesellschaft KLM fliegt zum Beispiel von mehreren deutschen Flughäfen zum Schipol-Airport.

Wer rechtzeitig bucht und von der Abflugzeit ein wenig flexibel ist, bekommt Hin- und Rückflug zum Beispiel ab Stuttgart für insgesamt 96 Euro – inklusive aller Steuern und Zuschläge.

Wer eine zentral gelegene Unterkunft sucht, die ebenfalls nicht zu teuer ist, aber dennoch einen guten Service bietet, kann das Hotel Luxer in der Warmoesstraat ins Auge fassen.

Es liegt nur fünf Gehminuten vom Hauptbahnhof (Amsterdam Centraal Station) entfernt,  den man vom Airport per Zug in 15 Minuten erreicht. Preis: etwas mehr als 3 Euro. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind vom Hotel Luxer aus gut zu Fuß erreichbar. Das Hotel offeriert auch Drei-Bett-Zimmer. Ein solches hat in den Sommerferien 2014 für vier Nächte 656 Euro gekostet. Inklusive Wifi.

Zahlen, Daten, Fakten

Amsterdam ist die Hauptstadt des Königsreichs der Niederlande, auch wenn sich der Regierungssitz und das Königshaus in Den Haag befinden.

In der Hafenstadt Amsterdam leben fast 900.000 Menschen. Viele – teils kuriose – Geschäfte öffnen erst um 10 Uhr, Cafés und Bars haben oft bis 2 Uhr geöffnet.

Die beste Zeit für Reisen nach Amsterdam ist zwischen April und September. Jedes Jahr besuchen mehrere Millionen Touristen Amsterdam im Sommer.

Darunter sind auch Kreuzfahrer. Im Jahr 2015 etwa kamen Passagiere von 184 Kreuzfahrtschiffen in die Stadt: 142 Schiffe legten direkt im Hafen von Amsterdam an, 42 im fast 30 Kilometer entfernten Ijmuiden.

Weiterführende Links:
https://www.iamsterdam.com
http://www.amsterdam.info/de
http://www.holland.com/de/tourist/reiseziele/amsterdam.htm

Über Oliver Heider (37 Beiträge)
Journalist. Blogger. Reisender.

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