Italienisches Flair auf der Costa Diadema
Hinter der italienischen Reederei Costa Crociere liegt schweres Fahrwasser. Die Bilder der havarierten „Concordia“, die in Genua abgewrackt wird, haben sich in das kollektive Kreuzfahrer-Bewusstsein eingebrannt. 32 Menschen waren bei dem Unglück Anfang 2012 vor der Toskana-Insel Giglio ums Leben gekommen.Ex-Kapitän Francesco Schettino muss sich dafür vor Gericht verantworten.
Nach diesem unrühmlichen Kapitel seiner 160-jährigen Firmengeschichte will das Unternehmen nun den Blick nach vorne richten. Der erste Neubau nach dem Unglück, die Costa Diadema, soll der Reederei zu neuem Glanz verhelfen.
Und davon gibt es an Bord des bisher größten Costa-Schiffes, das nach einer Stirnbinde mit Perlen und Edelsteinen benannt ist, viel. Das zeigt ein Rundgang der SÜDWEST PRESSE auf der Positionierungfahrt von Venedig nach Triest – der ersten Kreuzfahrt des Schiffes überhaupt.
Design und Ambiente
Was so manchem deutschen Kreuzfahrer stellenweise als kitschige Reizüberflutung vorkommen mag, bezeichnet die Reederei als „Evolution“ des Designs. Elegantes, italienisches Ambiente, aber reduzierter und klarer als bei den bisherigen Costa-Schiffen – gepaart mit ständig wechselnden Farbspielen.
In den Räumen dominieren Creme- und Brauntöne, aufgelockert durch bunte Akzente in Gelb, Orange, Gold, Dunkelrot oder Violett. Die satte, blau-lilafarbene Beleuchtung im Atrium mit seinen vier Aufzügen erinnert allerdings eher an den Times Square in New York City als an den Markusplatz in Venedig.
Verantwortlich für das Innendesign ist der US-Architekt Joseph Farcus, der seit 35 Jahren Kreuzfahrtschiffe gestaltet und seit 2000 mit Costa zusammenarbeitet.
Kunst und Kultur
An Bord wird Kunst großgeschrieben. Insgesamt gibt es 7874 Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Grafiken – von überwiegend italienischen Künstlern.
Während die deutsche “Mein Schiff 3” von Tui Cruises mit der 300 Quadratmeter großen „Meerleben“-Austellung an Bord punkten will, spricht Costa auf der „Diadema“ gar von einem „Museum auf zwölf Decks“.
Dabei fügen sich die Werke eher dezent ins Gesamtbild der Innenarchitektur ein. Über das Leben im Meer lernt der Gast auf der „Diadema“, die noch mehr Italien präsentieren will als die anderen Schiffe der Flotte, freilich nichts.
Zahlen und Daten
Gebaut wurde die „Diadema“, die 306 Meter lang und 37 Meter breit ist, in der Fincantieri-Werft in Marghera, einem Stadtteil von Venedig. Ausgeliefert wurde das Schiff pünktlich am 29. Oktober. Seine Größe bei 19 Decks: 132.500 Bruttoraumzahl (BRZ).
Das 15. Schiff der Costa-Flotte – alle kreuzen unter italienischer Flagge – bietet Platz für rund 4950 Passagiere und 1250 Crewmitglieder. Zum Vergleich: Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt, die Allure of the Seas von Royal Caribbean, fasst bis zu 6300 Passagiere bei einer Größe von 225.000 BRZ.
Gekostet hat das neue Costa-Flagschiff 550 Millionen Euro. Während des zweijährigen Projekts waren insgesamt rund 1000 Werftarbeiter sowie weitere 2500 Angestellte aus Partnerindustrien beschäftigt. Hinzu kamen die Arbeiten der etwa 400 Vertragspartner außerhalb der Werft, die sich vor allem mit der Innenausstattung beschäftigten.
Kabinen und Suiten
Die „Diadema“, die laut der Reederei „auf jede Art von Notfall eingerichtet“ ist, hat insgesamt 1862 Kabinen. Von diesen haben 756 einen privaten Balkon – ebenso wie die 64 Suiten.
Neu an Bord eines Costa-Schiffes sind die Premium-Kabinen mit vier oder fünf Betten und zwei getrennten Badezimmern. Wie inzwischen bei vielen Reedereien üblich, liegen einige Kabinen (130) und Suiten (11) am Spa-Bereich.
Restaurants und Bars
Als Botschafterin für „Italy’s Finest“ bewirbt das Unternehmen seinen Neubau. Dazu sollen laut Costa-Chef Michael Thamm „moderne italienische Lebensart, hervorragende Küche, Gastfreundschaft und Eleganz“ beitragen. Sieben Restaurants und elf Bars gibt es an Bord.
Klassisch italienische Küche wird im „Fiorentino“, im „Adularia“ und „Corona Blu“ – in letzterem tagsüber in Buffetform – serviert. Das Essen ist dabei im Reisepreis inbegriffen.
Zudem gibt es einige Aufpreis-Restaurants. 80 Sorten Wein stehen auf der Karte in der „Vinoteca Gran Duca di Toscana“. Während die Pizzeria nicht neu bei Costa ist, ist es die „Gelateria Amarillo“ sehr wohl. Das Eis wird an Bord herstellt. Im ebenfalls neuen japanisch-asiatischen Restaurant „Teppanyaki“ wird das Essen vor den Augen der Gäste zubereitet.
Deutsche Urlauber werden beim „Dresden Green“ aufhorchen, einer Bierstube mit großem Sortiment. Unter den Bars sticht die „Teodora“ heraus, eine „freischwebende Terrasse am Achterdeck“. Der Lieblingsplatz von Chef-Designer Farcus.
Unterhaltung und Einkaufen
Was auf großen, modernen Kreuzfahrtschiffen heute fast überall zu finden ist, darf auf der „Diadema“ nicht fehlen: unter anderem eine Diskothek, ein Casino, 4-D-Kino, Rennwagen-Simulator, Jogging-Rundkurs, Sportplatz, ein 6200-Quadratmeter-Wellnesscenter samt Fitnessstudio und Spa-Bereich.
Das „Emerald Theater“ erstreckt sich über drei Decks und ist – wie bei den meisten Reedereien, aber anders als das „Theatrium“ bei den jüngsten Schiffen der deutschen Konzern-Tochter Aida Cruises – ein geschlossener Raum. Dort kommen vier neue Shows auf die Bühne, die extra für die „Diadema“ produziert wurden.
Neu ist zudem der „Country Rock Club“, in dem Rockbands konzertieren und Country Line Dance Events stattfinden werden. Im „Laser Maze“ können Jung und Alt ihre Geschicklichkeit beweisen, indem sie zahlreiche Laser passieren, ohne diese zu berühren – wie in einem Agenten-Film.
Wer gerne einkaufen geht, kann dies auf der „Portobello Market Piazza“ tun. Auf dem 1100-Quadratmeter-Areal finden sich Designer-Läden und Outlet-Geschäfte.
Party und Promenade
Eine Besonderheit an Bord ist zweifellos die 500 Meter lange Open-Air-Promenade („Passeggiata“) auf Deck 5 – ein Gefühl wie auf einer italienischen Strandpromenade. Auf dieser können die Urlauber das Schiff umrunden. Sie ist verbunden mit kleinen, überdachten Außenbereichen der Restaurants und Bars.
Ähnlich wie bei der „The Waterfront“-Promenade auf der Norwegian Breakway. Der Spielebereich für Kinder hat einen eigenen Pool sowie ein künstliches Schloss und Segelboot. Ihre Kleinen für mehrere Stunden in Obhut geben können Eltern im kostenlosen „Squok Kinder-Club“.
Wen Partys, Live-Musik, Tanz und Animation begeistern, der wird an einem der drei – nicht gerade großen – Swimming-Pools fündig. Und: Auf dem zentralen Pooldeck wird dank des verschließbaren Dachs selbst bei schlechtem Wetter bis in die Nacht hinein in legerer Atmosphäre gefeiert.
Etwa auf der bei Costa schon etablierten „White Party“, die auch auf der Positionierungsfahrt hunderte Tanzwütige mobilisiert. Am Freitagmorgen ist die „Königin des Mittelmeers“ – so nennt die Reederei ihren Neubau selbstsicher – in Triest angekommen.
Taufe am 7. November
Bis 1. November wird der Ozeanriese dort liegen, um dann mit regulären Gästen zur Vernissage-Kreuzfahrt aufbrechen. Von Triest geht es über Dubrovnik, Korfu, Neapel nach Genua. In der italienischen Hafenstadt, in der Costa Crociere seinen Hauptsitz hat, soll das neue Flottenmitglied am 7. November getauft werden – bevor es die nächsten Monate im Mittelmeer kreuzen wird.
Bei der Taufe hautnah dabei sein wird Sonja Sauer, die in Heidenheim ein Reisebüro betreibt. Sie hat sich gegen mehr als 700 Mitbewerberinnen aus 50 Nationen durchgesetzt und darf an der Zeremonie im „Emerald Theater“ und der darauf folgenden Gala inklusive Dinner als Ehrengast teilnehmen. Dann, wenn eine italienische Reisebüro-Angestellte die „Diadema“ taufen wird.
*** Dieser Artikel ist am 31.10.2014 auf www.swp.de erschienen. Die Kurzreise vor der Taufe kam auf Einladung von Costa Kreuzfahrten zustande. Einen Einfluss auf die Berichterstattung hatte dies zu keinem Zeitpunkt. ***
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