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World Club Cruise: Abtanzen auf hoher See

30 DJs, 7 Floors, Party: Auf der ersten World Club Cruise haben fast 2000 Passagiere die "Mein Schiff 2" zum Beben gebracht. Eine persönliche Bilanz.

Premiere im Mittelmeer: 2000 Leute feiern auf der ersten World Club Cruise. Foto: Oliver Heider Premiere im Mittelmeer: 2000 Leute feiern auf der ersten World Club Cruise. Foto: Oliver Heider

Es war eine Premiere auf hoher See. Zumindest für deutschsprachige Kreuzfahrer. Nach dem Vorbild des „Holy Ship“ in den USA haben Tui Cruises und BigCityBeats die erste Club Cruise veranstaltet. Eine Kreuzfahrt für elektronische Musik.

Tiefstapeln war nicht angesagt: Haben sie die Tour des Party-Schiffs doch selbstbewusst „World Club Cruise“ (WCC) genannt. In Anlehnung an die Groß-Veranstaltung „World Club Dome„, die jährlich in Frankfurt an drei Tagen mehr als 100.000 Menschen anlockt.

So viele waren freilich nicht an Bord des Kreuzfahrtschiffes jener Reederei, die sich in Deutschland mit Themen-Kreuzfahrten einen Namen zu machen versucht.

Was war gut, was war schlecht auf der World Club Cruise?

Immerhin fand vor der World Club Cruise bereits die fünfte Auflage der „Full Metal Cruise“ für Hardrocker statt. Direkt nach der World Club Cruise gingen Schwule und Lesben, Bisexuelle und Transgender an Bord – auf die „Rainbow Cruise“.

Ich habe mich unters Party-Volk bei der World Club Cruise auf der „Mein Schiff 2“ gemischt und mit vielen sympatischen Leuten kräftig gefeiert.

Nun, mit einer Woche Abstand, ziehe ich Bilanz. Was war gut, was war schlecht auf der World Club Cruise 2017?

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Die DJs

Mehr als 30 zum Teil internationale Top-DJs haben die Veranstalter für die erste World Club Cruise verpflichtet. Das dürfte nicht ganz billig gewesen sein. Immerhin zählten Dimitri Vegas & Like Mike 2016 laut Forbes zu den zehn bestverdienenden DJs der Welt. Ihre Gage voriges Jahr: mehr als 15 Millionen US-Dollar.

Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass das belgische DJ-Duo nur eine Stunde lang auf dem Pooldeck auflegte. Doch es waren 60 intensive Minuten, die das Partyvolk erlebt hat. Die Stimmung war super, das Wetter in der Bucht von Palma de Mallorca (noch) gut.

Nach Auskunft des Kapitäns wurden die beiden DJs direkt danach wieder per Boot abgeholt und an Land gebracht. Der nächste Gig – in China – wartete.

In ihre Fußstapfen versuchte DJ Robin Schulz zu treten. Der deutsche DJ und Produzent war es auch, der die World Club Cruise hostete, quasi als Gastgeber auftrat. Zwei Mal für jeweils eineinhalb Stunden heizte er der Menge auf dem Pooldeck ein: am ersten Abend und am darauf folgenden Seetag.

Meine Highlights an Bord: Dimitri Vegas & Like Mike sowie W&W

Am sonnigen Seetag schaute das Duo „Gestört aber geil“ mit einem chilligen House-Set auf dem Pooldeck vorbei, ebenso Paul Lomax und Freischwimmer. Weil das Wetter am Abend schlechter wurde, wurden einige Acts ins Theater der „Mein Schiff 2“ verlegt.

Das galt auch für W&W, die aus meiner Sicht für noch bessere Stimmung sorgten als Dimitri Vegas & Like Mike und der ebenfalls bestens aufgelegte Laidback Luke.

Eigentlich hätte das niederländische DJ-Duo W&W schon am Abend zuvor einmal für eineinhalb Stunden auflegen sollen. DJ Hypercat sagte dazu nur kurz durch, dass sie es nicht mehr schaffen. Begründung? Fehlanzeige. Schade, denn beide gingen richtig ab. Anders als DJ „Alle Farben“, der im Theater nicht die breite Masse erreichte. In ruhigen Sequenzen waren viele Gespräche zu hören. Das spricht nicht gerade für den Mann am Mischpult.

Auf den sieben Floors war für jeden etwas geboten: Techno, EDM, Hardstyle, Trance, Trap und Classics. Taucher sorgte für Trance-Musik, Talla 2XLC für Techno, Felix Kröcher erfreute seine Fans. Sehr abwechslungsreich legte „Le Shuuk“ auf, der 2015 und 2016 die Hymnen für den World Club Dome entworfen hatte. Und: An Bord feierte die World-Club-Cruise-Hymne „Kaleidoskop Eyes“ Weltpremiere. Kreiert von Le Shuuk & Switch Off feat. Amber Revival. Eine komplette Übersicht der WCC-Künstler findet sich hier.

Das Schiff und die Locations

Die World Club Cruise fand auf der „Mein Schiff 2“ statt, die 1997 gebaut wurde, früher als Mercury und später als Celebrity Mercury unterwegs gewesen war. Tui Cruises kaufte den Ozeanriesen und baute ihn 2011 um.

Die „Mein Schiff 2“ ist 262 Meter lang und 32 Meter breit. Sie hat 956 Passagierkabinen, bei Zweier-Belegung entspricht das 1912 Passagieren. Einige Kabinen werden jedoch von drei, vier, ja sogar fünf WCC-Gästen genutzt. Im Sommer 2019 soll „Mein Schiff 2“ innerhalb der Tui-Group an Thompson Cruises abgegeben werden.

Für die World Club Cruise wurde das Kreuzfahrtschiff freilich umgebaut. Viel Sound- und Licht-Technik wurde installiert. Die Einschränkungen am Anreisetag waren minimal. Lediglich auf dem Pooldeck waren einzelne Bereiche abgesperrt.

Pooldeck und Theater als Mainstage geeignet

Neben der Main-Stage auf dem Pooldeck bot das Theater viel Platz. In diesem war das Feier-Vergnügen dadurch etwas gebremst, dass die Sitzreihen nicht abgebaut wurden. Tanzen war so nur eingeschränkt möglich. Was der Stimmung aber keinen Abbruch tat.

Auch in den kleineren Clubs ging es zu Stoßzeiten beengt zu: etwa in der „Sturmfrei“-Lounge, die erst spät abends öffnete. Ebenfalls spät startete das Programm in der Tui-Bar. In der „Himmel&Meer“-Lounge und in der „Außenalster“-Bar ging es meist schon nachmittags los.

Gerade in den kleineren Locations gab es auch Live-Gesang, Saxophon- und E-Geigen-Klänge, die die Sets von Dre Guazzelli, Daniel Lopergolo oder Paul Lomax untermalten.

Der Alkohol, die Drogen und die Sicherheit

Ich habe mich nie auf dem Schiff unsicher gefühlt. Das gilt sowohl, was die Locations angeht. Security sorgte dafür, dass kleinere Räume nicht überfüllt waren. Auch was Aggression und Gewalt betrifft, habe ich persönlich nichts Negatives mitbekommen.

Ein Mitarbeiter der Security sagte mir jedoch, dass das Sicherheits-Personal im Vergleich zur Full Metal Cruise von 10 auf 20 aufgestockt wurde. Stellenweise gab es offenbar Probleme, in deren Folge sogar ein Passagier das Schiff verlassen musste. Die überwiegende Mehrzahl aller Feiernden genoss die besondere Atmosphäre. Friedlich.

In Sachen Drogen musste zum Beispiel ein Mitreisender zur Gepäck-Nachkontrolle, weil ein Spürhund etwas gerochen hatte. Wie sich herausstellte, hatte der junge Mann in Mallorca Marihuana gekauft, jedoch weggeworfen, bevor er an Bord ging. Ob härtere Drogen an Bord konsumiert wurden, kann ich nicht sagen. Ich hatte jedoch nicht den Eindruck, auf einem „Druffi“-Schiff zu sein.

Cokctails und Spirituosen erst ab 18 Uhr inklusive

Der Alkohol floss in den vier Tagen indes in Strömen: Laut n-tv wurden 1400 Flaschen Sekt, 400 Flaschen Champagner, 10.000 Liter Fassbier, 2000 Liter Spirituosen verbraucht. Letztere waren – im Gegensatz zu dem sonstigen Premium-Alles-Inklusive-Angebot von Tui Cruises – von 6 bis 18 Uhr nicht im Reisepreis enthalten. Zum Schutz der feierwütigen Meute, wie es auch auf der Full Metal Cruise gang und gäbe ist.

Von 18 bis 6 Uhr hingegen waren die meisten Cocktails und harten Alkoholika inkludiert. Rund um die Uhr inklusive waren Softdrinks, Bier, Wein, Sekt, Säfte, Kaffee und Tee.

Dass viele Passagiere gut gebechert haben, steht außer Frage. Dass jedoch, wie in manchen Facebook-Gruppen zu lesen ist, das ganze Schiff „voll gekotzt“ war, kann ich nicht bestätigen. In der Tat klebte der Boden vielerorts, das eine oder andere Getränk landete im Pool, vielleicht haben auch ein paar Möbelstücke die World Club Cruise nicht überlebt. Ein Massenphänomen war letzteres aber ganz sicher nicht.

Das Publikum, der Termin und der Preis

Der Altersdurchschnitt lag auf dieser Reise bei 35 Jahren, berichtet n-tv. In der Tat waren es überwiegend junge Leute, die es auf dem Pooldeck und im Schiffssinnern haben krachen lassen. Vereinzelt habe ich Leute gesehen, die weit über 50 waren. Das jedoch war eher die Ausnahme.

Was alle Feierwütigen einte, war die Liebe zur elektronischen Musik. Dass es da tatsächlich Passagiere gibt, die sich über zu viele Bässe und zu lange Partys beschweren, verwundert. Zumal ich in Innenkabine 9220 nachts nur dezente Töne gehört habe.

Die World Club Cruise wurde als Event-Kreuzfahrt vermarktet. Da sollte jeder wissen, worauf er sich einlässt. Nämlich auf mehr als 200 Stunden „Bass, Beats and Melody“.

Auffällig war, dass sehr viele Passagiere das erste Mal an Bord eines Kreuzfahrtschiffes waren. Seenot-Rettungsübung und beengte Kabinen-Verhältnisse inklusive. Die Crew jedenfalls drückte ein Auge zu, wenn junge Burschen in kurzen Hosen zum Abendessen im feinen Bedienrestaurant erscheinen.

Ein Termin im Sommer wäre top!

Apropos kurze Hosen: Der Termin vom 25. bis 29. April 2017 ist für eine solche Veranstaltung nicht optimal. In Barcelona regnete es bei 12 Grad. Meine Motivation, durch die Stadt, die ich schon kenne, zu bummeln, war gleich null. Auch an Deck war es, vor allem an den letzten Abenden, empfindlich frisch. Nicht nur ich habe mir eine Erkältung eingefangen.

Wünschenswert wäre es daher, wenn solch eine Party-Cruise in den Sommer-Monaten stattfinden würde. Dann würde sicher auch der einzige Party-Ausflug an Land Spaß machen. Dieser ging dieses Mal in den Tanit Beach Club auf Ibiza (buchbar für 29 Euro inklusive Transfer und 10 Euro-Verzehrgutschein). Bei 15 Grad und Wolken habe ich darauf verzichtet. Ein Bummel durch die Altstadt von Ibiza-Stadt war mir lieber.

Klar ist aber auch, dass die Reedereien gerade in den Übergangsmonaten März und April sowie Oktober und November ihre Schiffe besser auslasten wollen. Da kommen solche Event-Reisen, die für ausgebuchte Schiffe sorgen, gerade recht. Insofern stehen die Chancen eher schlecht, dass der Termin bei einer etwaigen Widerholung 2018 in den Sommer verlegt werden wird.

Und last but not least: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist fair. Gewiss: Innenkabinen ab 900 Euro, Außenkabinen ab 1150 Euro, Balkonkabinen ab 1250 Euro für vier Nächte sind ein stolzer Preis. Doch die Qualität der DJs, die umfangreiche Licht- und Tontechnik, das Fast-All-Inclusive-Angebot und eine Verpflegung, die bis auf manche Speisen im Büffet-Restaurant akzeptabel ist, rechtfertigen die Beträge aus meiner Sicht.

Mein Fazit

Es war eine geile Kreuzfahrt mit klasse DJs, überwiegend sympathischen Passagieren und einer tollen Stimmung. Sollten sich Tui Cruises und BigCityBeats dazu entschließen, die World Club Cruise 2018 zu veranstalten, wird das Schiff – so meine Prognose – schnell ausgebucht sein.

Über Oliver Heider (37 Beiträge)
Journalist. Blogger. Reisender.

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