Rotes Meer: Kampfpreise als Last-Minute-Taktik
299 Euro für eine 7-Tages-Tour durch das Rote Meer – inklusive Flug. Dieses Angebot hatte MSC Kreuzfahrten im Januar angepriesen. Im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE am Rande der Tauffeierlichkeiten der „Preziosa“ verteidigte Geschäftsführer Pierfrancesco Vago diese Aktion: Die Zustände in bestimmten Gebieten könnten nun mal das Buchungsverhalten der Leute beeinflussen. Dies sei im Roten Meer der Fall.
„Ägypten ist jeden Tag in den Nachrichten“, sagte Vago. „Dann muss man Rabatte anbieten, weil die Leute nicht freiwillig in dieses Gebiet reisen.“ Es sei derzeit schwer, Reisen im Roten Meer zu verkaufen. Aber mit den Angeboten stimuliere man die Nachfrage. Zudem würden zu diesen Sonderpreisen nicht 100 Prozent der Kabinen verkauft. Diese Aktionen seien eher “Last-Minute-Taktiken” gewesen.
„Wir versuchen, die Preise wieder auf ein Normalniveau zu bringen.“
Insgesamt habe die ganze Branche ein Interesse daran, die Preise wieder nach oben zu bringen. Demnach wolle auch MSC zeigen und betonen, was für den Reisepreis alles an Bord der Schiffe geboten wird. Das Unglück der Costa Concordia hat ebenso das Geschäft beeinflusst wie die Krise in der Euro-Zone – vor allem auf dem südeuropäischen Markt, der für MSC sehr wichtig ist.
Dementsprechend sei man im vergangenen Jahr auch stark unter Druck gewesen und habe an der Preisschraube drehen müssen. „Aber wir versuchen, die Preise wieder auf ein Normalniveau zu bringen.“ Im vergangenen Jahr hatte MSC 1,4 Millionen Passagiere; für das laufende Jahr rechnet Vago mit 1,6 Millionen.
MSC prüft chinesischen Markt
Aufgrund der Umwälzungen in der arabischen Welt denke man über neue Reiserouten nach – zum Beispiel um die Kanarischen Inseln. In Sachen Märkte prüfe man auch andere Alternativen. Was ist mit China? „Jeder sagt immer: China, China, China. Das muss ja einen Grund haben“, sagte Vago. Es sei definitiv ein interessanter Markt. Jedoch seien auch noch einige “geopolitischen Fragen” zu klären. Konkreter wurde er nicht.
In der Branche geht das Gerücht um, dass MSC Kreuzfahrten bereits zwei neue Schiffe in Planung hat. Sie sollen 2016 und 2017 in See stechen. Offiziell bestätigen wollte Vago das in Genua nicht. Er sagte aber, man denke über neue Prototypen mit unterschiedlichen Größen nach. Diese könnten etwas kürzer als die vier Schiffe der Fantasia-Klasse werden, dafür aber breiter sein. „Ja, es wird ein größeres Schiff werden“, sagte Vago.
„Wer Privatssphäre möchte, bekommt Privatssphäre.“
Natürlich werde ein neues Schiff viele Kabine haben und viele Möglichkeiten bieten, Spaß an Bord zu haben. Die Gäste erwarten Vagos Ansicht nach ständig neue Attraktionen wie jetzt die Wasserrutsche „Vertigo“ oder den Aqua-Park „Doremi Castle“ für Kinder auf der 333 Meter langen und 38 Meter breiten MSC Preziosa.
Es müsse für alle Altersklassen etwas geboten sein – auch für Gäste, die Ruhe und Entspannung suchten. „Unsere Philosophie ist: Wer Privatssphäre möchte, bekommt Privatssphäre.“ Die öffentlichen Bereiche sollen großzügig gestaltet sein, damit die Passagiere gar nicht den Eindruck hätten, dass so viele Menschen an Bord sind.
Berücksichtigen will MSC beim Bau der neuen Schiffe auch, dass diese alle Häfen anlaufen können und die Logistik für so viele Passagiere an Land vorhanden ist. Und auch der Schadstoff-Ausstoß der neuen Kreuzer soll reduziert werden, um noch umfreundlicher unterwegs zu sein.
Dazu passt, dass die am Samstag getaufte Preziosa vom Bureau Veritas die Zertifizierung „7 Goldenen Perlen“ verliehen bekam – für das Umweltmanagement an Bord des neuen Ozeanriesen.
*** Dieser Artikel ist am 28.03.2013 auf swp.de erschienen. ***
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